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Krisenkommunikation

Betrugsvorwürfe gegen Fynn Kliemann – wird aus dem Kliemannsland bald ein Niemandsland?

Anfang 2020 bewarb der YouTuber Fynn Kliemann die Corona-Schutzmasken des Textilunternehmens Global Tactics. Fair, günstig und aus Europa sollten sie sein. Eine Maske würde nur „1/10 von den Dingern der überteuerten Profitgeier“ kosten. Das ZDF Magazin Royale hat nun Recherchen angestellt, welche zeigen, dass dies möglicherweise nicht stimmt und Kliemann gelogen hat.

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May 2022
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Die von Jan Böhmermann moderierte satirische Late-Night-Show konnte durch einen anonymen Kontakt an Informationen wie interne E-Mail- und Chat-Verläufe Auftragsbestätigungen, Videos, Fotos und Lieferscheine gelangen und diese auswerten. Demnach ergaben die Untersuchungen, dass das Unternehmen Global Tactics seine Masken möglicherweise nicht in Europa herstellen ließ, sondern in südostasiatischen Ländern wie Bangladesch und Vietnam.

Mehrere Textnachrichten Kliemanns wurden von Böhmermann in seiner Sendung am 06.05.22 zitiert, welche Hinweise auf Bangladesch als favorisierten Produktionsort liefern. Laut Kliemann könnten dort die Kapazitäten „am schnellsten hochgefahren werden“. Angestellte vor Ort sollten im Schnitt ca. 120 Euro pro Monat verdienen. Demzufolge beliefen sich die Produktionskosten auf 45 Cent pro Maske – verkauft wurden sie für mehr als das Doppelte. Fynn Kliemann sagte im April 2020 „Focus Online“ finanzielle Interessen würden „keine Rolle“ spielen.

In der Sendung wurden außerdem Nachrichten gezeigt, die mutmaßlich belegen, dass sich der YouTuber über die Herkunft der Masken bewusst war. Recherchen des Magazins besagen, dass Kliemann mit seinem Geschäftspartner dafür sorgte, dass 100.000 fehlerhafte Masken an Geflüchteten-Camps in Bosnien und Griechenland gespendet wurden. Spätere Recherchen zeigten, dass Kliemann eventuell doch von dem Deal profitiert habe.

Käuflich zu erwerben gab es die Masken bei dem Online-Händler About You und in dem eigenen Online-Shop von Global Tactics. Mit „fairer und nachhaltiger Bekleidung“ wirbt Global Tactics auf seiner Website. Angeblich lägen die Produktionsstätten in Serbien und Portugal und trotzdem beauftragte das Textilunternehmen insgesamt 2,3 Millionen Masken in Bangladesch.

In einem Video, welches Fynn Kliemann vor der Veröffentlichung des Magazinbeitrags hochgeladen hat, um Stellung zu beziehen, da er vom ZDF Magazin Royale vorgewarnt wurde, distanziert er sich teilweise von dem Unternehmen Global Tactics. Er sei nur „stiller Gesellschafter“ und verfüge dementsprechend über „kein Mitbestimmungsrecht“.

Nach der am Freitag gesendeten Fernsehshow, verbreitete Fynn Kliemann in der nach von Freitag auf Samstag eine lange Stellungnahme auf seinem Instagram-Account. Er bat um Entschuldigung und wollte „anderes dringend richtigstellen, da die Betrugsvorwürfe einfach nicht stimmen“. Außerdem entschuldigt er sich bei allen „Personen, Organisationen und Institutionen, die nun […] enttäuscht und geschockt sind“.

Er nehme die Vorwürfe sehr ernst, müsse sich für einiges entschuldigen, aber anderes auch dringend dementieren. Und doch übernehme er eine Verantwortung. Noch scheint das letzte Wort in diesem Fall nicht gesprochen.


TAGS: Fynn Kliemann Krisenkommunikation Betrug Corona

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