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TikTok & Co.: Muss jetzt jedes Unternehmen tanzen, um relevant zu sein?
Trends kommen und gehen – und mit ihnen der Druck, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Vor allem in den sozialen Medien scheint es fast schon Pflicht zu sein, auf jeder Plattform aktiv zu sein, jeden Hype mitzumachen und möglichst originell dabei aufzutreten. Doch wie sinnvoll ist dieser Anspruch? Nicht jede Marke muss tanzen, um wahrgenommen zu werden und nicht jeder virale Trend passt zur eigenen Kommunikation.
Zwischen Sichtbarkeit und Substanz
Plattformen wie TikTok oder Instagram Reels setzen stark auf Bewegtbild, Entertainment und kurze Aufmerksamkeitsspannen. Für viele Unternehmen stellt sich die Frage: Wie viel Entertainment verträgt professionelles Marketing? Gerade bei B2B-Marken oder Unternehmen mit erklärungsbedürftigen Produkten wirkt der Sprung auf trendgetriebene Plattformen oft wie ein Bruch mit der eigenen Identität. Die Versuchung, dabei mitzumachen, ist dennoch groß. Vor allem, wenn Wettbewerber scheinbar erfolgreich genau diesen Weg gehen. Doch der reine Wunsch, sichtbar zu sein, ersetzt keine Strategie.
Was Plattformen wie TikTok wirklich ausmacht
TikTok, Reels oder YouTube Shorts leben nicht nur vom Format, sondern von der Plattformlogik. Algorithmen bevorzugen unterhaltende, aufmerksamkeitsstarke Inhalte mit schneller Bildsprache und oft humorvollem Unterton. Wer sich als Marke hier zeigen will, sollte verstehen, dass Reichweite nicht automatisch Relevanz bedeutet. Inhalte, die nicht zur Markenidentität passen oder gezwungen wirken, erzeugen zwar möglicherweise Views, aber keine nachhaltige Markenbindung.
Gleichzeitig gibt es zahlreiche Beispiele, wie TikTok auch für vermeintlich "ernste" Branchen funktionieren kann: Steuerberater, Handwerksbetriebe oder Politiker:innen, die eigene Formate entwickelt haben – glaubwürdig, informativ und trotzdem unterhaltsam. Entscheidend ist nicht das Medium selbst, sondern die Frage, wie es genutzt wird.
Authentizität schlägt Aufmerksamkeit
Marken, die TikTok oder vergleichbare Plattformen erfolgreich einsetzen, machen nicht alles anders, sie machen es konsequent auf ihre Art. Authentizität bedeutet nicht, jeden aktuellen Soundtrend oder Hashtag zu bedienen. Es bedeutet, dem eigenen Stil treu zu bleiben, auch wenn dieser leiser, sachlicher oder unaufgeregter ist. Wer glaubt, auf TikTok müsse alles laut und lustig sein, verkennt die Vielfalt der Plattform und ihrer Nutzer:innen.
Wer dagegen versucht, jugendliche Coolness zu imitieren, ohne sie glaubwürdig vermitteln zu können, riskiert, austauschbar oder unglaubwürdig zu wirken. Das Netz vergisst auch das nicht.
Gezielt statt überall
Nicht jede Plattform ist für jede Marke geeignet – und das ist auch gut so. Relevanz entsteht nicht durch bloße Präsenz, sondern durch Klarheit im Auftritt. Wer heute überlegt, TikTok, Reels oder ähnliche Formate zu bespielen, sollte sich drei einfache Fragen stellen:
1. Passt der Kanal zur eigenen Zielgruppe?
2. Gibt es intern die Ressourcen für regelmäßigen, plattformspezifischen Content?
3. Lässt sich das Format mit der eigenen Tonalität glaubwürdig bespielen?
Nur wenn diese Fragen bewusst und mit Blick auf die Markenidentität beantwortet werden, lässt sich das Potenzial der Plattform sinnvoll nutzen.
Der Erfolg in sozialen Netzwerken hängt nicht davon ab, wer am lautesten schreit oder die meisten Trends mitmacht. Er hängt davon ab, wie klar eine Marke kommuniziert und wie konsequent sie dabei bleibt. TikTok & Co. sind wertvolle Werkzeuge, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden. Wer seine eigene Sprache kennt, muss nicht jedem Hype folgen.
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